
Kontraindikationen in der Akupunktur
Wann Vorsicht geboten ist!
Die Akupunktur ist eine ausgesprochen sichere und sanfte Therapiemethode – sowohl beim Tier als auch beim Menschen. Absolute Kontraindikationen sind selten. In den meisten Fällen genügt der gesunde Menschenverstand, um Risiken zu vermeiden.
Konkretes Beispiel: Ein hochschmerzhaftes, entzündetes und vereitertes Abszessareal sollte selbstverständlich nicht mit einer Akupunkturnadel punktiert, sondern zunächst anders behandelt werden.
Trotzdem gibt es einige Situationen, in denen besondere Vorsicht oder eine alternative Technik (z. B. Laserakupunktur) angezeigt ist. Hier die wichtigsten Kontraindikationen im Überblick:
1. Schwere Infektionen oder akute Notfälle
Bei hochfieberhaften oder systemisch instabilen Zuständen (z. B. Sepsis, Schock) steht die Stabilisierung des Patienten im Vordergrund. Eine Akupunktur kann zwar regulierend wirken, ist aber nicht primär lebensrettend - hier ist der Notfallmediziner gefragt.
2. Trächtigkeit
Bestimmte Punkte – insbesondere Di 4, MP 6 und Bl 67 – können wehenfördernd wirken. Sie sind daher während der Trächtigkeit absolut kontraindiziert, sofern keine geburtshilfliche Indikation besteht.
3. Krebs & Tumorleiden
Akupunktur kann das Immunsystem aktivieren und die Durchblutung fördern. Bei malignen Tumoren ist dies nicht immer erwünscht, da Tumorzellen ebenfalls stimuliert werden könnten. Hier ist eine genaue Abwägung notwendig.
4. Stark geschwächte oder ausgezehrte Patienten
Zwar kann Akupunktur das Qi tonisieren, jedoch sollte bei sehr schwachen Tieren (z. B. mit schwerster Erkrankung mit sehr schlechter Prognose) zunächst eine Stabilisierung erfolgen, bevor Akupunktur eingesetzt wird. Gewisse Akupunkturpunkte (bspw. auf dem Nierenmeridian) können auch die Entscheidung des Tieres, diese Leben freiwillig zu verlassen, katalysieren.
5. Lokale Kontraindikationen
Einige Akupunkturpunkte liegen in unmittelbarer Nähe von gefährdeten Strukturen – etwa am Auge, entlang großer Gefäßen, Lymphbahnen oder in Thorax/Lungennähe mit Pneumothorax-Risiko. Hier sind Kenntnisse der Topografie und Stichtiefen essenziel.
6. Psychische Überreaktion / Traumatisierung
Bei stark gestressten, hypernervösen oder traumatisierten Tieren kann der Einstich zusätzliches Trauma verursachen. Alternativen wie Laserakupunktur oder Akupressur sollten bevorzugt werden - dabei denke ich sowohl an das Tierwohl als auch an die Sicherheit des Anwenders.
7. Fehlindikationen
Akupunktur ist keine Universallösung. Bei mechanischen Problemen wie Frakturen, toxischen Zuständen, oder hochgradigen neurologischen Läsionen ohne Restfunktion ist sie nicht das Mittel der Wahl.
8. Gerinnungsstörungen & Blutverdünner
Tiere mit bekannter Koagulopathie, Thrombozytopenie oder unter Gabe von blutverdünnenden Medikamenten (z. B. Heparin, Clopidogrel) sollten nur durch Fachleute mit Nadelakupunktur behandelt werden – insbesondere nicht an stark durchbluteten oder verletzungsgefährdeten Arealen. Hier empfiehlt sich alternativ Laserakupunktur.
9. Blutungen / Hämatome / Abszesse
Frische Hämatome, Blutungen und Abszesse (Abgekapselte Eiterherde) sind lokale Kontraindikationen für die Nadelakupuntkur. Akupunktur in diesen Bereichen kann bestehende Einblutungen verstärken oder neue Mikrotraumata auslösen. Eine Laserakupunktur bzw. lokale Lasertherapie hingegen wäre in den meisten Fällen sogar sinnvoll.
10. Implantate, Nervenschäden, Narbengewebe
In Regionen mit Metallimplantaten, großflächigem Narbengewebe oder sensiblen Nerven (z. B. Plexus brachialis) sollte nicht oder nur mit besonderer Technik durch den Fachmann behandelt werden. Das Risiko von Fehlstimulationen oder Schmerzen ist erhöht.
11. Kinder/Jungtiere
Bei sehr jungen Tieren oder Kindern ist besondere Vorsicht geboten. Das Gewebe reagiert empfindlicher, die Reizantwort ist oft unvorhersehbar stark oder schwach. Hier sind Dosierung und Punktwahl anzupassen - das ist etwas für Profis.